Die europäischen Amish – Die laestadianischen Lutheraner in Finnland (n-tv 1)

BLOG: Natur des Glaubens

Evolutionsgeschichte der Religion(en)
Natur des Glaubens

Das Interview auf n-tv.de, das inzwischen auch auf kath.net aufgegriffen wurde, löste wieder eine Vielzahl von Rückmeldungen und Rückfragen aus. Einige neuere Themen will ich in einer kleinen, lockeren Reihe hier auf dem Blog aufgreifen.

Eine besonders erfreuliche Rückmeldung erhielt ich von Christoph Bein, einem Studenten der Demografie in Rostock. Ihm war aufgefallen, dass ich im Interview wieder die Amish erwähnt hatte, die von n-tv dann auch für die Bebilderung ausgewählt wurden.

ReligionDemografien-tv

n-tv-Header auf meinem Google+-Account

In meinem Buch Religion & Demografie hatte ich jedoch auch die lutherischen Laestadianer erwähnt, die im Gegensatz zu den Old Order Amish nicht aus Europa vertrieben worden waren, sondern bis heute kinderreich bestehen.

Christoph Bein war nun so freundlich, einmal die Geburtenraten von Finnland insgesamt, von Helsinki und von drei Landkreisen, in denen viele Laestadianer leben, zu vergleichen. Ich danke ihm für die freundliche Genehmigung, die Datengrafik hier einzustellen.

LaestadianerGeburtenratenChristophBein

Datengrafik: Christoph Bein, 2014

Über die Old Order Amish habe ich als Fallstudie intensiv geforscht und auch ein Buch vorgelegt. Ein Finnland-Experte bin ich jedch leider nicht. Aber wäre es nicht für das demografisch verebbende Europa interessant, religionsgeschichtlich und religionsdemografisch mehr über diese religiöse Minderheit, ihre Lehren und Strukturen zu erfahren? Ich fände das großartig und möchte gerne Kolleginnen oder Kollegen dazu ermutigen, hier Wegweisendes zu erforschen.

Avatar-Foto

Dr. Michael Blume studierte Religions- und Politikwissenschaft & promovierte über Religion in der Hirn- und Evolutionsforschung. Uni-Dozent, Wissenschaftsblogger & christlich-islamischer Familienvater, Buchautor, u.a. "Islam in der Krise" (2017), "Warum der Antisemitismus uns alle bedroht" (2019) u.v.m. Hat auch in Krisenregionen manches erlebt und überlebt, seit 2018 Beauftragter der Landesregierung BW gg. Antisemitismus. Auf "Natur des Glaubens" bloggt er seit vielen Jahren als „teilnehmender Beobachter“ für Wissenschaft und Demokratie, gegen Verschwörungsmythen und Wasserkrise.

11 Kommentare

  1. Spannend.

    Das englische Wikipedia ist schon sehr detailliert:
    http://en.wikipedia.org/wiki/Laestadianism
    http://en.wikipedia.org/wiki/Conservative_Laestadianism

    Danach wurde die Bewegung 1844 durch die Begegnung des Gründers mit einer Frau initiiert. Das war ziemlich genau zur selben Zeit, als Otto von Bismarck in Deutschland durch die Begegnung mit der pietistischen Marie von Thadden, der nachmaligen Frau seines engsten Freundes, zum ernsthaften christlichen Glauben “bekehrt” wurde, wie er später in seinem Brautwerbebrief an seinen nachmaligen Schwiegervater sehr detailiert schildert, vielleicht mit ähnlichen Worten wie es in Finnland geschehen ist. (Und zwar als Marie von Thadden sehr plötzlich und unerwartet starb.)

    Das erinnert also in vielem an den norddeutschen Pietismus (etwa gelebt von der früh verstorbenen Marie von Thadden), weshalb sich die Frage stellt, ob nicht auch die pietistische Bewegung in Deutschland positive demographische Wirkungen hinterlassen hat. Und wenn ja, wie lang nachwirkend diese waren.

    Hat womöglich die Abgelegenheit in Finnland dazu beigetragen, das Überleben dieser Gemeinschaft dort zu erleichtern?

    155.000 Anhänger gibt es in Finnland heute, wobei zu fragen wäre, wieviele zwischenzeitlich sich abgespalten haben. Besondere Bedeutung scheinen in der Entwicklung die erst kurz zuvor bekehrten Saami-Rentierzüchter zu spielen, also seßhaft werdende Nomaden!

    Interessant vielleicht auch folgendes:

    “Conservative Laestadians often have large families due to their belief that contraception is a sin. They believe that God is the lord of birth and death. They do not have a television at home because of the showing of offensive and sinful programing. They do not drink alcohol or listen to pop music. Recently however, the Internet is blurring the line between television and no television as many watch television programming on the Internet. ”

    Diese Religion scheint auch den saamischen Widerstand gegen bäuerliche Zuwanderer aus Schweden, Norwegen und Finnland bestärkt zu haben, gegen die “Norwegisierung”, siehe etwa:
    http://books.google.de/books?id=OtF4O_fw0tcC&pg=PA146&dq=laestadianismus&hl=de&sa=X&ei=JZYAVNW7OaLo7AbOr4D4Ag&ved=0CFUQ6AEwCg#v=onepage&q=laestadianismus&f=false

    und anderes. Aha, ein aktueller wissenschaftlicher Einstieg wäre wohl:

    Hägglund: Religious Protest Movement in Northern Finland. A Psychological Study in Lastadianism. In: The Psychoanalytic Study of Society, V. 19: Essays in Honor of George A. De Vos. Routledge, 2013

    http://books.google.de/books?id=PCMAo79As50C&pg=PA241&dq=laestadianism&hl=de&sa=X&ei=85YAVN-fJJHN7AbHoYHwAQ&ved=0CCcQ6AEwAQ#v=onepage&q=laestadianism&f=false

  2. Læstadius war Sohn eines Schweden und einer Samin. Seine Familie hatte in ähnlicher Armut und Alkoholabhängig gelebt wie die damalige Mehrheit der erst seit etwa 200 Jahren zum Christentum bekehrten Samen. Wenn ich es recht sehe (s.u.), ist der Laestidianismus DIE christliche Religion der Samen überhaupt seit 150 Jahren, von denen es in ihrer Heimat in Nordskandinavien (“Nordkalotte”) ja bis heute nur 140.000 gibt, denen 150.000 Anhänger des Laestidianismus weltweit gegenüberstehen.

    In der zuletzt von mir angegebenen Arbeit heißt es etwa (S. 243):

    “The career of Lars Levi Laestadius and the religious movement Laestadianism began with the moral and ethical problem of alcohol use.”

    Vom Alkohol-Problem wird ja seit Jahrhunderten in vielen frisch christianisierten, kulturell entwurzelten, ursprünglicher lebenden Völkern weltweit berichtet, von Australien über Afrika bis Südamerika. Die Saamen (Lappen) scheinen dieses Problem – DURCH Laestadius und seine Religiosität – in den Griff bekommen zu haben.

    Spannend ist weiterhin, dass die ekstatischen Elemente des heidnischen Schamanismus der Saamen Ähnlichkeiten aufwiesen mit den ekstatischen Elementen des deutschen (sozusagen auch “Bismarck’schen”) Pietismus, mit dem sich Laestidius während seines Studiums auseinandersetzte und aus der seine Religiosität hervorging. Laestidius verehrte seine saamische Mutter sehr, die offenbar unter schweren Depressionen litt. Zugleich hasste er seinen schwedischen Vater wegen dessen Alkoholismus und Gewalttätigkeit.

    Und noch spannender ist womöglich, dass Laestadius in sehr moderner Weise seine Religiosität und Buchstabengläubigkeit verband mit einer ansonsten sehr modernen (natur-)wissenschaftlichen Lebenshaltung. Er war zum Beispiel ein sehr guter Botaniker. Das ist ja ein ganz klarer Unterschied zu den Amischen, die ja alle höhere Schulbildung und Wissenschaft ablehnen und macht seine Religiosität deshalb vielleicht noch viel sympathischer als die der Amischen! Es wird berichtet (ebd. S. 243):

    “His scholarship in botany was renowned. He pursued ‘scientific thinking’ throughout his subsequent life. In his main work, a philosophical theological study, ‘The Bedlamite’, he sought to be scientifically rigorous, using the best-known books of his time on physiology, psychiatry, and psychology.”

    Man fühlt sich ja geradezu an jemanden wie Gregor Mendel erinnert, der ja auch auf der gesamten Bandbreite des naturwissenschaftlichen Wissens seiner Zeit bewandert war!

    Aber es werden auch Ähnlichkeiten zu den Amischen deutlich (ebd., S. 248):

    “Laestidianer führen die römisch-katholische Tradition fort nach dem bekannten Motto des Bischof Cyprianus: ‘Kein Heil außerhalb der Kirche’.”

    (also, siehe: Extra ecclesiam nulla salus
    http://de.wikipedia.org/wiki/Extra_ecclesiam_nulla_salus)

    Daran hätte sich bis heute nichts geändert.

    Man wird ja geradezu selbst “erweckt”, wenn man das alles liest!! 😉

    (Ging mir interessanterweise übrigens bei der Auseinandersetzung mit Bismarcks weltanschaulich-religiöser Entwicklung ähnlich. Man muss sich ja klar machen: Ohne Bismarcks “Bekehrung” zum Christentum ist das Phänomen Bismarck als solches gar nicht zu verstehen und hätte es wohl niemals die geschichtliche Entwicklung gegeben, wie er sie ab 1862 einleitete. Seine Bekehrung also war der erste Kristallisationspunkt für die Lösung des “deutschen Problems” des 19. Jahrhunderts.)

    Wenn ich eine Stelle der Ausführungen recht verstehe (ebd., S. 256), diente FRÜHER der Schamane als Schutz vor den psychischen Gefahren ekstatischer Religiosität (etwa Hysterie und Angst), während im Laestidianismus die gesamte Gemeinde diese Schutzfunktion übernimmt. Scheinbar ist es die Sorge um diese Schutzfunktion, die immer wieder zum Zusammenhalt der Gemeinden beigetragen hat.

    Aber die letzten Sätze der Arbeit klingen auch etwas rätselhaft (ebd., S. 258):

    “… This religion has not been capable of providing its members with a stable identity, as many other creeds appear to have done.”

    Merkwürdigerweise wird selten genau behandelt, welcher Ethnizität denn nun die damaligen und heutigen Anhänger mehrheitlich sind. Ethnische Samen? Das scheint der Fall zu sein. Ich schließe jedenfalls aus den folgenden Bemerkungen, dass der Laestidianismus eigentlich seit 150 Jahren DIE Religion der Samen überhaupt ist! Merkwürdig, dass das nirgendwo klar gesagt wird.

    Und zwar heißt es ( http://de.wikipedia.org/wiki/Lars_Levi_L%C3%A6stadius ):

    “Ein Jahr später setzte die pietistische Erweckungsbewegung ein, die lange Zeit das religiöse und auch das kulturelle Leben der gesamten Nordkalotte prägen sollte. Die laestadianische Bewegung erlangte gerade innerhalb der samischen Bevölkerung besondere Bedeutung, da Laestadius sowohl auf Samisch als auch auf Finnisch predigte.”

    Nordkalotte aber nun umfasst ja den GESAMTEN Siedlungsraum der Saamen, siehe hier:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Nordkalotte

    Und zu den Samen heißt es ja nun auch allgemein (http://de.wikipedia.org/wiki/Samen_(Volk) ), dass es etwa nur 140.000 Samen in ihrer Heimat gibt. Und über ihre Religion wird ja ganz allgemein berichtet:

    “Mit dem Aufblühen der laestadianischen Erweckungsbewegung verschwand die alte Religion im Untergrund. Lars Levi Laestadius, dessen Mutter eine Samin war, predigte die christliche Lehre bibelgetreu und anwendungsorientiert. Doch vor allem die ekstatischen Zusammenkünfte und einige Elemente, die an die alte Religion erinnerten, verhalfen seiner Bewegung zum Durchbruch unter den Samen. Der Laestadianismus hat noch heute viele Anhänger.
    Seit das Selbstbewusstsein der Samen in der letzten Hälfte des 20. Jahrhunderts langsam wieder erstarkte, kommt es hier und da zu einer Rückbesinnung auf die Naturreligion. …”

    • Die Bezeichnung „Laestadianismus“ ist irreführend. „Laestadianer“ kann man hingegen analog zu „Haugianern“ noch tolerieren, sofern mit diesen Begriffen nicht mehr als der HISTORISCHE Zusammenhang der aus der Erweckung hervorgegangenen Gemeinschaften mit den jeweiligen Führungspersonen bezeichnet wird. In beiden Fällen ist es falsch, in diesem Zusammenhang von einer besonderen „Religion“ zu sprechen, da es sich jeweilen um nichts anderes als eine geistliche Belebung innerhalb der Evangelisch-Lutherischen Kirche handelt. Fast gleichzeitig mit der Erweckung in Karesuando — nur ein knappes Jahr früher — setzte eine geistliche Erweckung in Möttlingen mit Johann Christoph Blumhardt als zentralem Seelsorger ein. Das Wesentliche in all diesen Bewegungen stand völlig in Übereinstimmung mit dem lutherischen Bekenntnis (Kleiner Katechismus): Erkenntnis der eigenen Sünde und Verlorenheit, Bedürfnis nach Beichte und Vergebung, Erfassen des Evangeliums im Glauben an das Kreuzesopfer Jesu Christi für die Sünden sowie das Erleben von Seelenfrieden und Erneuerung der Gesinnung zu einem von Christus bestimmten Lebenswandel. Vielleicht fielen in Möttlingen Krankenheilungen mehr auf als bei der haugianischen und der laestadianischen Erweckung. Doch auch Laestadius selbst wurde spontan ohne Behandlung von einer Erblindung geheilt. Im übrigen ist es für Ehepaare mit solchem bekenntnisgemäßen Glauben selbstverständlich, Kindersegen im Vertrauen auf Gott zu begrüßen und daher eine beachtlich wachsende Familie zu führen. Das gilt auch für meine Gattin und mich, die wir acht eigene Kinder erhielten und großgezogen haben. Hierzu braucht es keine statistischen Untersuchungen — das ist einfach eine Binsenwahrheit, dass lebendige Christen mehr Kinder haben als in Sünden tote Karteichristen.

  3. Ähm, zu den Gemeinden, deren Geburtenstatistik Christoph Bein ausgewertet hat:

    Liminka ist ausschließlich finnischsprachig ( http://de.wikipedia.org/wiki/Liminka ).

    In Luoto (schwedisch Larsmo) ist ausschließlich Schwedisch Amtssprache, 93,2 % der Einwohner sind “Finnlandschweden”, also offenbar ethnisch Schweden, und nur rund 6 % sind finnischsprachig ( http://de.wikipedia.org/wiki/Larsmo ).

    Tyrnävä ( http://de.wikipedia.org/wiki/Tyrn%C3%A4v%C3%A4 ) scheint schlicht ein finnisches Bauerndorf zu sein.

    Von Samen ist in diesen drei Gemeinden, soweit erkennbar, nirgendwo eine Spur. Woher weiß Christoph Bein eigentlich, dass diese Gemeinden, in denen es gar keine samische Bevölkerung gibt und die außerhalb des Siedlungsgebietes der Samen zu liegen scheinen, “Laestadian strongholds” sind?

    Bzw.: Wie hoch ist eigentlich der ethnisch nichtsamische Anteil unter den Anhängern dieser Religion? Jedenfalls hieße das, dass ihr auch ethnische Schweden und ethnische Finnen angehören.

    Da wäre ja zu fragen, ob sich ähnliche religionsdemographische Wirkungen auch bei den Samen nachweisen lassen oder ob es diesbezüglich ethnische Unterschiede gibt, bzw. welche Auswirkungen die Existenzgrundlage hat (agrarische? Rentierhaltung etc.).

  4. Ingo, mit den Laestadianern kam ich auf die Idee als ich Eric Kaufmanns Buch “Shall the religious inherit the earth” gelesen habe. Dort erwähnte er den Ort Larsmo als eine Hochburg der Laestadianer. Ich wollte wissen ob es noch weitere dieser Hochburgen gibt und auch welche ethnische Zusammensetzung diese haben.

    Ich bin zuerst davon ausgegangen, dass die Laestadianer eher Schwedischsprachig waren, weil Kaufmann nur diese eine Beispiel gegeben hat.

    Meine Methode war, dass ich die Geburtenraten aller Finnischen Gemeinden ausgerechnet habe und mir dann die Gemeinden mit den höchsten Raten angeschaut habe (ich habe alle Gemeinden unter 5.000 Einwohner ausgeschlossen, da ich repräsentative Beispiele haben wollte). Dann habe ich nach den Orten gegoogelt, um herauszufinden, ob sie in einem Zusammenhang mit den Laestadianern stehen. So bin ich auf Tyrnävä und Liminka gekommen.

  5. Hallo Christoph, danke für Deine Erläuterungen.

    Wenn ich Dich recht verstehe, schließt Du aus der hohen Geburtenrate in Tynävä und Liminka darauf, dass auch dort Laestadianer leben? Oder hast Du noch andere Hinweise darauf?

    Das scheint ja alles noch sehr vage zu sein. Immerhin wird deutlich, dass es hier noch Spannendes zu erforschen zu geben scheint. Danke!

    • Hallo Ingo,
      vor Kurzem war ich zu Besuch in Liminka. Die Geburtenraten in den Gemeinden rund um Oulu sind tatsächlich äußerst hoch aufgrund der vielen laestadianischen Familien, so sind in Liminka und Tupos zwei der größten Schulen Finnlands, obwohl die Orte selber nicht groß, aber schnell wachsend sind. In Liminka selber sind schätzungsweise ein Drittel der Einwohner Laestadianer, von den Kindern natürlich ein entsprechend höherer Prozentsatz.

  6. Ich hatte noch gar nicht mit Google Scholar recherchiert. Darüber findet man doch manche brauchbaren Studien zur hier erörterten Fragestellung. Schon 1991 ging eine Studie dem religionsdemographischen Zusammenhang nach:

    http://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/0032472031000145476

    In einer Studie von 2004 (“When One Does Not Want to Be Like Others. The Basis of the Sense of Control among Conservative Laestadian Mothers with Large Families” L Pesälä – Finnish Yearbook of Population Research, 2004)

    http://ojs.tsv.fi/index.php/fyp/article/download/45003/11281

    heisst es zum Beispiel mit Bezug auf finnischsprachige Studien:

    “From the very outset Laestadianism became a common movement of the Finns and Sami living in the Arctic Area of the Nordic countries, whereas in the Swedish and Norwegian speaking areas it has gained relatively small support. (Lohi 1997, 2003.)”

    Die Studie untersuchte die Lebenshaltung und -Einstellung von laestidianischen Müttern mit durchschnittlich neun Kindern! Diese Kinderzahlen stehen ja den Hutterern näher als den Amischen! Schon erstaunlich. Allerdings gehört die Gemeinde der erstgenannten Studie zu den finnischen Gemeinden mit dem niedrigsten durchschnittlichen Bildungsgrad wie eingangs erwähnt wird. Vielleicht ist also der IQ bei den Laestidianern ähnlich unterdurchschnittlich wie bei den Amischen?

    (Man findet über Google Scholar übrigens noch allerhand mehr.)

  7. Noch ein paar kurze Anmerkungen zum Thema. Der Vergleich zwischen Laestadianern und Amischen ist eher unpassend. Die Amischen leben in einer sehr starken äußeren Isolation durch ihre klare Absage an die Technik , Kleidungsvorschriften, ihre Singweise aus dem Ausbund von 1583 und viele mehr. Die Laestadianer sind äußerlich weniger unterschieden. Die meisten frauen tragen Rücke, haben lange Haare, wie es lange auch in anderen pietistischen Bewegungen üblich war. Sie gehören auch zur Ev. – lutherischen Kirche von Finnland. Nur in den USA bilden sie 6 – 8 lutherische Freikirchen mit insgesamt etwa 26 000 Mitgliedern. Gründe für die Aussiedlung der Amischen waren ja ihre Ablehnung des Kriegsdienstes, der Kindertaufe und des Eides – was den Machthabern sehr verdächtig vorkam. Trotzdem hat sich die letzte Amische Gemeinde in Deutschland erst 1937 aufgelöst. In Bayern etwa 50 Jahre vorher. Schöne Grüße aus Lübeck.

    • Lieber Herr Lohrer,

      vielen Dank für Ihre Hinweise!

      Tatsächlich hatte ich die Amish (wie auch die Mormonen in den USA, die Haredim in Israel) vor einigen Jahren vor allem zur Erforschung ihres Kinderreichtums besucht und erforscht. Dieser Aspekt scheint auch bei den Laestadianern gegeben, allerdings ist mir diese Gruppe bislang wenig bekannt. Wüssten Sie ggf. seriöse, deutsch- oder englischsprachige Literatur zu dieser Gruppe?

      Mit Dank und herzlichen Grüßen

      Michael Blume

Schreibe einen Kommentar