Über diplomatische Auffassungen und historische Erkenntnisse

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Wien. Heidelberg. Berlin: ein israelischer Blick auf Deutschland
un/zugehörig

Der letzte Text über die jüdischen Siedlungen bzw. die Reaktionen darauf haben mir verdeutlicht, dass eine Auseinandersetzung mit der Frage Not tut, wie man etwa als Historiker mit unterschiedlichen, ja widersprüchlichen Auffassungen umgeht.

Der Streit über die Rechtsstellung der (je nach Auffassung) »befreiten« oder »besetzten« Gebiete in Israel ist gemeinhin bekannt. Mir geht es jetzt gar nicht darum, wer Recht hat (meine persönliche Meinung dürfte ebenso gut bekannt sein). Vielmehr geht es nun um ein Grundprinzip solcher Streite, nämlich die Relativität der jeweiligen Auffassung, die im historischen Sinne nie »wahrer« ist als die entgegengesetzte.

Als Beispiel möchte ich die SBZ/DDR sowie Ostberlin in der Zeit bis 1990 heranziehen. Bekanntermaßen war die sowjetische Auffassung unvereinbar mit derjenigen des Westens und insbesondere der BRD, die bis zuletzt sich weigerte, die DDR vollends als das anzuerkennen, was sie war: ein legitimer, international anerkannter Staat, der dritte Nachfolgestaat bzw. Völkerrechtssubjekt neben Österreich und der BRD. Nun könnte man sagen: Das ist doch alles nur Symbolik. Aber das Menschliche besteht eben im Symbolischen.

Mit ihrer Weigerung kehrte die BRD, gerade in symbolischer Hinsicht auch nach den Ostverträgen, der Wirklichkeit den Rücken. Bestünde die DDR auch heute noch, so wäre die Sache einfach, denn dann könnten wir vielleicht auch heute noch von der subjektiven Wahrnehmung und der bewussten Verdrängung in der BRD sprechen. Aber der nachträgliche Zusammenbruch des Ostblocks verleiht uns Heutigen eine interessante Perspektive, nachdem sich das Rad doch gedreht und der BRD sozusagen „Recht gegeben“ hat. Was heißt das nun? Dass die DDR niemals ein souveräner Rechtsstaat gewesen sei, weil sie dies heute eben nicht mehr ist?

Ein solches Urteil wäre vollkommen anachronistisch, es wäre die Anwendung einer heutigen Wahrheit auf eine Zeit, in der diese heutige Perspektive noch gar nicht gültig war (s. hierzu diesen Text über vergangene Wahrheiten). Dass ich kein Kommunist bin und dem real existierenden Sozialismus in Europa nicht nachtraue, dürfte kein Geheimnis sein. Dennoch darf ich mich von meinem Anti-Kommunismus nicht dahingehend blenden lassen, dass ich die damalige Realität ignorieren und die Vergangenheit allein durch die Brille der BRD wahrnehmen würde.

Zu gleicher Zeit war natürlich auch die westliche Auffassung, die DDR sei kein legitimer Staat und Ostberlin erst recht kein Teil der DDR, wiederum doch Teil der Realität. Auch die Tatsache, dass die BRD die DDR nicht als Ausland auffassen und deren Staatsgebiet doch als Teil des eigenen betrachten wollte, gehört zur damaligen Realität. Insofern ist klar, dass eine Auffassung nicht „bloß“ eine Auffassung ist, sondern auch die reale Politik beeinflusst. Wir haben hier also mit einer komplizierten, sozusagen mehrfachen Realität zu tun: Die Frage, ob die DDR ein international anerkanntes Rechtssubjekt war, ist nicht mit einem eindeutigen Ja oder Nein zu beantworten. Denn neben der physischen Existenz von ZK, Staatsrat und Volkskammer kommt auch darauf an, wann genau, wo genau, wem genau sich die Frage stellte. Diese Realitäten existierten nebeneinander – eine „objektive“ Realität, die für alle gegolten hätte, gab es nicht.

25 Jahre nach dem „Mauerfall“ besteht die Versuchung, die DDR und überhaupt die Rechtsauffassung des Ostblocks als Episode abzutun, das sozialistische Deutschland als einen „Unrechtsstaat“ zu bewerten, der von Anfang an keine richtige Existenzberechtigung gehabt hätte und zu einem früheren oder späteren Untergang verdammt gewesen wäre. Diese Versuchung ergibt sich aus der Verzerrung, die unserem jetzigen Zeit- und Standpunkt, unserer jetzigen Perspektive innewohnt. Doch seit Einstein wissen wir, dass wir diesen Standpunkt relativieren müssen. Ja, die Sowjetunion ist zusammengebrochen und mit ihr ist eine ganze Welt, ein ganzes Verständnis der Welt zugrunde gegangen. Das heißt aber nicht, dass es so hätte passieren müssen, dass dieses Verständnis der Welt von Anfang an ungültig gewesen wäre.

Was das alles über Israel besagt, welches bekanntermaßen Judäa und Samaria ebenfalls nicht als Ausland auffasst, mag jeder für sich selbst erschließen. Keiner weiß zu diesem jetzigen Zeitpunkt, ob der israelischen Auffassung womöglich derselbe verspätete Durchbruch gelänge wie 1990 derjenigen der BRD. Aber man kann Israel auch mit der DDR vergleichen, deren Hauptstadt nicht von allen Staaten als Teil ihres Staatsgebietes angesehen wurde. Ist es nicht erstaunlich, dass gerade solche Zeitungen wie die junge Welt oder das neue Deutschland, die damals nicht verstehen konnten, wie man gegenüber der physischen Realität im Ostteil Berlins als Hauptstadt der DDR blind sein konnte, heute ihren Lesern vorgaukeln, die israelischen Parlaments- und Regierungsbeschlüsse würden in Tel Aviv gefällt? Mir zumindest erscheint das sehr ironisch.

Man kann also allenfalls feststellen, dass beide Seiten gute völkerrechtliche Argumente haben wie damals die BRD und die DDR – und dass beide Auffassungen gleichzeitig nebeneinander existieren und die Realität mitgestalten, in verschiedene Richtungen ziehen, deren künftiges Ergebnis uns noch natürlich unbekannt ist. Dass für die Juden (zumindest in deren staatspolitisch mündigem Sinne) das ihnen völkerrechtlich als Heimat bestimmte Palästina nicht als „besetzt“ gilt, bedeutet folglich nicht, dass es andere Völker es genau so ansehen müssen. Und dass es andere Staaten gibt, die es doch als „besetzt“ ansehen, bedeutet wiederum nicht, dass dies eine objektive Realität darstellt, sondern eben eine Auffassung unter mehreren.

Schließlich haben solche Auffassungs- bzw. Rechtskonflikte – ob vor oder nach dem Kalten Krieg, ob in Israel, in Deutschland oder anderwärts – gar nicht so viel mit Gerechtigkeit und Recht zu tun, sondern leider wesentlich mehr mit Machtverhältnissen und Realpolitik. Nicht erst 1990, sondern schon 1949 war es in Deutschland so, und zwar nicht nur mit der allmählichen Entstehung eines Staates namens DDR dank sowjetischer Panzer, sondern auch mit der Nichtentstehung eines eigenständigen Bayern dank amerikanischer Panzer.

 

Veröffentlicht von

www.berlinjewish.com/

Mancherorts auch als der Rebbe von Krechzn* bekannt, heißt der Autor von "un/zugehörig" eigentlich Yoav Sapir. Er ist 5740 (auf Christlich: 1979) in Haifa, Israel, geboren und hat später lange in Jerusalem gelebt, dessen numinose Stimmung ihn anscheinend tief geprägt hat. Nebenbei hat er dort sein M.A.-Studium abgeschlossen, während dessen er sich v. a. mit dem Bild des Juden im Spielfilm der DDR befasst hat. Seit Sommer 2006 weilt er an akademischen Einrichtungen im deutschsprachigen Mitteleuropa: anfangs in Wien, später in Berlin und dann in Heidelberg. Nach einer Hospitanz im Bundestag arbeitet er jetzt selbstständig in Berlin als Autor, Referent und Übersetzer aus dem Hebräischen und ins Hebräische. Nebenbei bietet er auch Tours of Jewish Berlin. * krechzn (Jiddisch): stöhnen; leidenschaftlich jammern.

70 Kommentare

  1. Der Vergleich Israel/ Palästina mit BRD/ DDR, Berlin (West/ Ost) West-/ Ostjerusalem hinkt gewaltig. Dazwischen liegen 2000 Jahre Geschichte. Ich kann nicht die Zeit des jüdischen Staates von vor 2000/ 2500 Jahren mit der Zeit heute vergleichen… Da haben sich auf der ganzen Welt schon derart die Grenzen überall verschoben oder waren noch gar nicht vorhanden, dass ein solcher Vergleich, auch relativ, völlig absurd ist…Wer so argumentiert, müsste sagen: Wir gehen alle wieder nach Afrika, denn auf diesem Kontinent, in Äthiopien liegt die Wiege der Menschheit.. Also alle “Back to the roots”…. Jeder soll dort glücklich werden, wo er meint sein eigenes Leben am besten erfüllt zu wissen… Das kann auch bei den Eskimos in Grönland sein… Warum nicht…

    S.H.

      • Deine Ausführungen sind halt sehr akademischer Natur….Nehmen wir einfach zur Kenntnis, dass in Europa im letzten Jahrhundert von deutschsprachigem Boden http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche zweimal unsägliches Unheil über die Menschheit hereingebrochen ist.
        Beim zweiten Mal war der Übeltäter auch noch ein Österreicher, man fasst es nicht…
        Ein Teil meiner Familie ist vor den Russen geflohen, dannaus der Zone…. und Deutschland ist heute wieder vereint… ich freue mich darüber…

        Die Juden sind zumindest für mich keine Nation, Sie sind ein Licht in der Menschheitsgeschichte, gerade in der Diaspora… Meine jüdische Freundin aus der Ukraine (wobei nur der Papa Jude ist, die Mama ist Ukrainerin) hat mir mal gesagt:
        Jetzt lass halt die Juden mal Juden sein…. Wie recht Sie doch damit hat… Ich liebe diese Frau…

        In Israel war es ihr zu anstrengend, an allen Ecken Kontrollen und die Furcht vor Anschlägen und Bomben in den Mülltonnen…

          • Für meine (jüdische) Freundin aus der Ukraine ist das Judentum auch keine Nation, die hatte schwer damit zu kämpfen, dass in ihrem Pass unter Nationalität “Jüdisch” stand, was Sie übrigens, wie viele andere Juden aus der Ukraine/ Russland dazu nahezu genötigt hat das Land nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zu verlassen, weil Sie die unsäglichen antisemitischen Anfeindungen nicht mehr ertragen hat… Du darfst mir schon auch MEINE Meinung lassen und die anderer Juden, die sich als solche bezeichnen… Ich spreche hier nicht für alle Juden…

          • Schön und gut. Es gibt ja auch Deutsche, die gegen eine deutsche Nationalität sind. Aber was interessiert es die Millionen anderer Deutscher (bzw. Juden), die sich trotzdem als solche, als eben als Nation, politisch mündig machen wollen?

          • Du pickst dir auch nur DIE Worte aus irgendwelchen Kommentaren raus, die dein Weltbild ins Wanken bringen… Man könnte fast auf die Idee kommen, dass du kein Wissenschaftler bist, sondern rein opportunistisch deine Meinung zubetonierst. Das du jüdischer Zionist und Nationalist bist, ist ja recht unschwer zu erkennen… Aber an Selbstkritik ist auch noch keiner gestorben.. Besonders wenn man sein eigenes Land verlassen hat und eine “neue Heimat sucht” um nicht unzugehörig zu sein… Aber was mir schon öfters aufgefallen ist, ist, dass gerade (atheistische) Juden hier in Deutschland gut und gerne mit der NPD symphatisieren könnten. Ein Le Pen ist ja auch ein glühender Israelfan, Antisemit und Nationalist in einem… ja, man möchte es nicht glauben, das geht alles zugleich… Manch ein Jude trägt zu dieser Trilogie auch noch kräftig bei….

          • Ja, klar, wenn ich schon antworte, dann fokussiere ich auf die Aussage, die mir in den vielen Zeilen als der Kern erscheint. Das nennt man Zeitmanagement.

  2. Die DDR wurde wohl deswegen nie von der BRD als eigener Rechtsstaat anerkannt, weil dieser TTerritorium zum ehemaligen Deutschen Reiches (Deutsche Republik/ Weimarer Republik) gehörte, der ersten deutschen Demokratie. Wie wir alle wissen ein brüchiges Gefüge aus ehemaligen Fürstentümern, Königreichen etc. Bis heute gibt es keine wirkliche deutsche Souveränität… Die Schmach zweier Weltkriege, insbesondere des letzten und der daraus resultierenden Besatzung durch die Alliierten, die nach US-Vorbild aus dem Dt. Reich einen Bundesstaat gemacht haben (nicht die dümmste Idee + die neuen Bundesländer) wiegt bis heute in der Seele der Deutschen und wird auch nie vergehen…. Insbesondere was den Völkermord an den Juden betrifft… Deswegen hat sich in das deutsche Gemüt ein gewisser Pazifismus (68er) nach den Überbleibseln der Nach-Nazi-Zeit bis heute eingebrannt. Und das ist auch gut so… Überheblicher Nationalismus steht uns deutschen nicht… Wir machen das heute lieber durch solide Exportwirtschaft… 😉

  3. Der Vergleich geht völlig daneben, weil es sich beim Nahost-Konflikt um einen Konflikt zwischen zwei Völkern handelt, die dasselbe Gebiet beanspruchen, Juden und arabischen Palästinensern. Die Juden haben ihren Staat, den arabischen Palästinensern wird er verweigert. Warum diese kein Recht auf einen Staat neben Israel haben sollen, leuchtet mir nicht ein. Warum wird das Recht der einen Gruppe höher bewertet als das Recht der anderen Gruppe?

    Die Teilung Deutschlands nach dem 2. Weltkrieg war vom Konflikt der Großmächte USA und UDSSR bestimmt, es gab keine zwei Völker, es gab auch keinen Anspruch auf das Gebiet des jeweilig anderen, sondern es gab einen Streit um das “richtige” System und einen Streit, wer das Recht hatte, das deutsche Volk zu vertreten.
    Da hatte die DDR als Diktatur die schlechtere Begründung. Der Beitritt der DDR zur Bundesrepublik erfolgte dann nach demokratischen Wahlen in der DDR 1990.

    “BRD, die bis zuletzt sich weigerte, die DDR vollends als das anzuerkennen, was sie war: ein legitimer, international anerkannter Staat, der dritte Nachfolgestaat bzw. Völkerrechtssubjekt neben Österreich und der BRD.”

    Was heißt den “legitim”? Nach dem Aufstand am 17. Juni 1953 und erst recht nach dem Mauerbau kann man nur sehr bedingt davon sprechen, dass der Staat “legitim” war. Wie sagte doch Bertold Brecht zum Aufstand von 1953: „Wäre es da / Nicht doch einfacher, die Regierung / Löste das Volk auf und / Wählte ein anderes?“
    http://de.wikipedia.org/wiki/17._Juni_1953

    Mit der DDR Abkommen zu schließen, war Realpolitik, nicht mehr, nicht weniger. Nach der Revolution hätten sich die DDR-Bürger auch für einen Fortbestand ihrer Republik entscheiden können, wollten sie aber nicht.

    • Natürlich haben die arabischen Palästinenser einen eigenen Staat (der sich übrigens ebenfalls auf dem Gebiet des Völkerbundmandates zur Errichtung der jüdischen Heimstätte befindet). Dieser Staat, der heute Jordanien heißt, wird nur leider nicht wirklich von seiner palästinensischen Bevölkerung regiert, sondern von einem fremden Herrschergeschlecht, den Haschemiten.

      • Das mag zwar wieder richtig sein, Yoav, was Jordanien betrifft, nichtsdestotrotz haben bis 1945, drei Jahre vor der Unabhängigkeitserklärung und der einseitigen Ausrufung des Staates Israel 1,2 Mio Palästinenser/ Araber gelebt und ca. 500.000 Juden. 1948 waren es nur noch 156.000 Palis und 650.000 Juden. Israel hatte damals schon sein Ziel (fast) erreicht, das gelobte Land araberfrei zu bekommen… Aber eben nur fast….
        Man könnte ja jetzt wieder auf so einen blöden Analogieschluss mit dem “judenrein” kommen… Aber dieser Analogieschluss zieht nicht…. Die Shoa lässt grüßen (Ironie Ende)

        • Das eigentliche Problem ist doch in Transjordanien, denn immerhin gibt es in Cisjordanien noch sehr viele Araber. Aber völkerrechtlich sind Juden berechtigt, überall in Palästina zu siedeln, doch in Transjordanien wird bis heute noch der Verkauf von Land an Juden mit dem Tode geahndet. Und das nennt man in Europa “Frieden”.

      • „Bei Beendigung des britischen Mandats befanden sich 94 Prozent der Gesamtfläche Palästinas in arabischen Händen, sechs Prozent dagegen in denen der Juden. Durch die Teilung gemäß UNO-Resolution sollten die Juden über 56 Prozent der Gesamtfläche Palästinas verfügen. Auf den 15.000 km2, die der neue jüdische Staat umfassen sollte, hätten etwa 500.000 Araber mit gleich vielen Juden zusammenleben müssen. In dem neuen arabischen Staat, dessen Fläche 11.600 km 2 betragen sollte, hätten etwa 750.000 Araber mit etwa 10.000 Juden zusammenleben sollen“.
        Am 29. November 1947 stimmte die UN-Vollversammlung mit der Resolution 181 (II), in der ca. 43 Prozent des Mandatsgebietes für einen arabischen und rund 56 Prozent für einen israelischen Staat bestimmt wurde, für die Teilung Palästinas und die Internationalisierung des Gebietes von Jerusalem. ….

        Zu diesem Zeitpunkt betrug die Zahl der nichtjüdischen Bevölkerung Palästinas rund 1,2 Millionen, während die jüdische Bevölkerung auf etwa 600.000 angestiegen war. Angeführt von den beiden führenden Mächten USA und Sowjetunion, die die Gründung eines jüdischen Staates unter dem Eindruck des Zweiten Weltkrieges und des Holocaust unterstützten, spielte auch die Tatsache eine Rolle, dass viele jüdische Überlebende der Konzentrationslager nicht in ihre Heimatländer zurückkehren konnten (Polen und Ungarn erlebten 1946 eine Welle von Pogromen). Weitere Ausführungen:

        http://www.studiengesellschaft-friedensforschung.de/da_48.htm

        Der Bockmist, was die jüdsiche Heimstatt in Palästina betrifft, wurde allerdings schon viel früher Anfang des 20. Jhts. (Sykes-Picot-Abkommen) aus egoisitschen Gründen vermasselt…Das müssen die einfachen Menschen dort unten bis heute ausbaden, besonders auf arabischer Seite….. in Jordanien will die keiner…. die Leben in Zelten u.a. im Libanon…

        • Bei allen Zahlenspielen verstehe ich eines nicht: Wenn man die Gerechtigkeit tatsächlich von einem bestimmten Zahlenverhältnis zu einem bestimmten Zeitpunkt abhängig machen möchte, ist die logische Konsequenz daraus, dass die Juden auch alle Araber mit Gewalt rausschmeißen könnten. Dann entsteht ein neues Zahlenverhältnis.

          • Genau darauf will ich doch hinaus… durch die enorme Geburtenrate der Palästinenser (> 4) kippt das Verhältnis arabische – jüdische Bevölkerung auf dem Territorium des biblischen Israel (also inklusive Gaza und Westjordanland) seit der Staatsgründung Israels massiv. In den plaästinensischen Autonimiegebieten leben ca. 4,3 Mio. Araber. Nimmt man die 20% arabische Bevölkerung in Israel, ca. 1,2 Mio. hinzu, kommt man auf 5,5 Mio Araber. In ganz Israel leben ungefähr 8 Mio. Menschen, zieht man die 1,2 Mio Araber und die christliche und drusische Minderheit ab, kommt man etwa auf 6 Mio. Juden gegenüber dzt. 5,5 Mio. Araber. Das Verhältnis wird sich bei fortlaufender Geburtenentwickung in den nächsten Jahren umkehren. Die “biologische Bombe” tickt auf dem kleinen Flecken Erde gewaltig, zieht man noch in Betracht, dass viele Teile Israel Wüste und Ödland sind. Es kann demnach nur eine, wenn auch nicht durchsetzbare Lösung geben ein gemeinsamer laizistischer jüdisch-arabischer Staat… man darf ja noch träumen…
            Eine andere Lösung, die Israel propagiert ist die Volk-ohne-Raum-Strategie auf dem kleinen Flecken Erde, genannt “gelobtes Land”….

      • Jordanien beansprucht seit 1974 nicht mehr das Westjordanland als eigenes Gebiet und die arab. Palästinenser des Westjordanlandes, des Gazastreifen und Ostjerusalems sehen auch nicht Jordanien als ihren Staat oder ihre Heimat an.
        Auf meinen Einwand, dass es zwei Völker sind, die sich um ein Gebiet sich streiten, bist Du nicht eingegangen. Die DDR wurde weder von der BRD besetzt, es gab und gibt keine Razzien dort, keine West-Siedlungen, Sperrzäune, Mauern, Check-points etc. Und auch nicht umgekehrt.
        Ich habe den Eindruck, dass Du dir aus der Geschichte das herauspflückst, was für deine politische Position im Konflikt mit den arab. Palästinensern passt.

        http://de.wikipedia.org/wiki/Israelische_Siedlung
        “Laut der IV. Genfer Konvention ist jede Siedlungsaktivität der Besatzungsmacht auf besetztem Gebiet illegal:

        „Die Besetzungsmacht darf nicht Teile ihrer eigenen Zivilbevölkerung in das von ihr besetzte Gebiet deportieren oder umsiedeln.“

        – Artikel 49/Absatz 6 des Genfer Abkommen über den Schutz von Zivilpersonen in Kriegszeiten[6]
        Israel vertritt die Position, dass das Westjordanland und der Gazastreifen seit dem Ende der osmanischen Herrschaft niemals Teil eines souveränen Staates gewesen seien.”

        Israel wendet in manchen Fällen bei Enteignungen von Land paläst. Arab. im Westjordanland auch osmanisches Recht an.

        wikipedia, ebd.
        “Für die Enteignung von palästinensischem Land wird von der israelischen Zivilverwaltung auch ein osmanisches Gesetz von 1858 angewandt. Damit kann Land vom Staat enteignet werden, wenn es längere Zeit nicht mehr bebaut wird. Die Eigentümer werden aber durch Zutrittsverbote am Kultivieren ihres Bodens gehindert.[20]”

        Wo das Recht nicht passt, wird es passend gemacht. Oder ist etwa die Türkei als Rechstnachfolger des Osmanenreichs der Souverän des Westjordanlandes?

        Was hat das alles mit der BRD und DDR zu tun?

        Yoav Sapir
        “Schließlich haben solche Auffassungs- bzw. Rechtskonflikte – ob vor oder nach dem Kalten Krieg, ob in Israel, in Deutschland oder anderwärts – gar nicht so viel mit Gerechtigkeit und Recht zu tun, sondern leider wesentlich mehr mit Machtverhältnissen und Realpolitik.”

        Da stimme ich ausnahmsweise zu.

        • Was heißt es, dass “Jordanien” verzichtet hat? Nicht die arabisch-palästinensische Bevölkerung hat es getan, sondern die fremden Haschemiten. Und warum? Google mal “Schwarzer September”.

          Palästina, wie 1920 völkerrechtlich definiert, erstreckt sich vom heutigen Irak bis zum Mittelmeer. Den transjordanischen Teil des Landes und dort bereits existierenden palästinensischen (wenn auch noch nicht palästinensisch regierten) Staat zu übersehen, ist nichts anderes als die unkritische Annahme von Propaganda, als ob es nur um den Westteil ginge.

          • Wenn Dir etwas nicht ins Weltbild passt, dann ist es Propaganda. Ich überlasse es den Juden, ob sie sich als Nation, Volk oder religiöse Gruppe verstehen, aber Du schreibst den arab. Paläst. im Westjordanland, im Gazastreifen und in Ostjerusalem vor, was sie zu sein haben und wo ihr Staat liegt.

  4. Dass für die Juden (zumindest in deren staatspolitisch mündigem Sinne) das ihnen völkerrechtlich als Heimat bestimmte Palästina nicht als „besetzt“ gilt, bedeutet folglich nicht, dass es andere Völker es genau so ansehen müssen.

    Korrekt. – der jüdisch-israelische Staat hat solide völkerrechtliche Argumente, die “etwas” kurz kommen in den zeitgenössischen Debatten, die Rechtsposition Israels ist nachvollziehbar, muss nicht geteilt werden, die Rechtsposition der palästinensischen Araber ist weitgehend unbekannt oder verschleiert oder oder religiös einschlägig angelegt.

    BTW, es heißt: ‘nachtrauern’.

    MFG + schöne Woche noch,
    Dr. W

    • Der Herr Dr. mit seinem BTW und “der Schreiber dieser Zeilen” hat gesprochen….!! Und die Besiedelung sog. Herkunftsjuden von vor 2500 Jahren ist natürlich nicht religiös angelegt… Wer hat denn die Bibel und den Thalmud geschrieben???
      Ach so, dass waren wohl die Bauern aus Palästina… Warum einigt man sich nicht einfach mal auf eines: Das gelobte Land ist Teil aller drei monotheisitscher Religionen und gehört unter internationale “Errungenschaft der Menschheit” gestellt, damit man sich dort nicht länger die Köpfe einschlägt….Ansonsten sollte Israel einfach mal Nägel mit Köpfen machen und nicht so scheinheilig rumeiern und die Araber aus Gaza und Westjordanland rausschmeißen, bevor Ihnen die biologische Bombe um die Ohren fliegt… Mal schauen was dann los ist…

    • Und vielleicht sollte man im Judentum mal umdenken, was den Herkunftsmist dieser Religion betrifft. Damit man sich nicht ständig mit der Blaupause des (Anti-)Semitismus aus Nazizeiten herumschlagen muss… Denn nichts anderes ist das Judentum in seiner Konzeption.
      Aber das geht natürlich nicht, weil sich sonst das Judentum selbst abschaffen würde… Geniale Idee… Mutter Jüdin, Kind Jude/ Jüdin (egal ob Proselytin oder sonst was)…
      Solange die in Ihren Temple/ Synagoge gehen ist mir das egal… aber das mit der Volkszugehörigkeit in einem Atemzug, dass lass ich “nationalistisch” nicht durchgehen… Christen sind auch ein Volk, das Volk der Christenheit… die brauchen alle keinen eigenen Staat, die leben kunterbunt in aller Welt… und werden auch noch verfolgt, von einigen irren “Gottesstaatlern”… genannt Islam… “Religion ist Opium für das Volk”, das sagte mal ein Rabbi-Sohn… Marx…
      Ergo, der Staat Israel KANN auf dauer kein “jüdischer Staat” bleiben, da er damit in Konkurrenz zum “islamischen Staat” steht… Friede… aussichtslos… nur das WAHRE Christentum (nicht die Kirche) hat seinen Frieden mit sich und dem jüdischen Wanderprediger Jesu geschlossen und sich in seine Obhut begeben…

      • Ergo, der Staat Israel KANN auf dauer kein “jüdischer Staat” bleiben, da er damit in Konkurrenz zum “islamischen Staat” steht… Friede… aussichtslos…

        Das ist die Rechtsposition oder “Rechtsposition” des “Islamischen Staats”, korrekt.

        MFG
        Dr. W

        • Auf meine Ausführungen zur Blaupause Nationalismus (Zionismus) und (Anti-) Semitismus sind Sie natürlich nicht eingegangen. Vielleicht können Sie mir aber erklären, warum man in unseren Breiten im Zusammenhang mit dem jüdischen Staat Israel bei der öffentlichen Berichterstattung nicht korekterweise von Juden bzw. jüdisch spricht, sondern von Israelis bzw. israelisch. Hängt das etwa mit unserer Geschichte zusammen? Denn eigentlich müsste man um dem jüdischen Staat Rechnung zu tragen eben nicht von Israelis oder israelisch sprechen, sondern das Kind auch beim Namen nennen, nämlich Juden oder jüdisch. Yoav spricht ja auch z. B. vom jüdischen Außenminister und nicht vom israelischen.
          Wie gesagt: im Konzept “Judentum=Religion=Volk=Nation” liegt das “Dilemma”. Es war meinerseits nur so ein Gedanke, diesem Konflikt dahingehend die religiöse Komponente zu entziehen, indem sich Israel als quasi laizistiche Demokratie ALLER seiner Bürger definiert und eine Trennung zwischen seiner Religion und seiner Staatsbürgerschaft vollzieht. Dass dies aufgrund der Selbstkonzeption des Judentums jedoch nicht möglich ist, leuchtet mir ein.
          Bis heute gibt es in Israel kein Recht auf Zivilehe. http://haolam.de/artikel_17893.html

          • Wenn du dich ernsthaft mit dem Thema befassen möchtest, musst du dir erst mal die Frage stellen, wann und wie das Judentum überhaupt “Religion” geworden ist und aus welchem Diskurs dieser dem Judentum fremde Begriff stammt.

          • Ich habe eine Frage gestellt, Yoav. Die wollte ich vom Webbaer beantwortet haben. Aber vielleicht kannst du sie mir ja beantworten. Danke

          • Das Problem der Nichtdifferenzierung besteht im Deutschen. “Israelisch” wird ja von Israel abgeleitet, dementsprechend also der russländische Präsident wie auf Russisch heißt und nicht der russische wie fälschlicherweise auf Deutsch, sowie der deutschländische Kanzler

          • Ich wollte wissen, warum man in unseren breiten im Zusammenhang mit dem jüdischen Staat nicht das Kind beim Namen nennt. Also statt Israelis oder israelisch shlichtweg dem jüdischen Staat Rechnung tragend Juden bzw. jüdisch sagt. Das war meine Frage.

          • Ein paar Beispiele:
            Statt: die israelische Armee – die jüdische Armee
            Statt: das israelische Parlament – das jüdische Parlament
            Statt: die israelischen Angriffe…. die jüdischen Angriffe
            Statt: die Israelis in Tel Aviv…. Die Juden in Tel Aviv

            usw. usf.

          • Falsch wäre es bestimmt nicht (in Spanien sagen die Medien tatsächlich oft jüdische Armee). Aber die staatspolitische Dimension des Judentums bzw. das staatspolitisch mündige Judentum heißt heute israelisch.

          • Wie ist das in Israel? Sagt man dort: jüdisches Parlament, jüdischer Minister, jüdische Armee etc. oder heißt es dort auch israelisch….?

          • Hm, das überrascht mich ein wenig. Denn vergleicht man es mit Deutschland oder Frankreich u.a., dann müsste man eigentlich von jüdisch sprechen, so wie man in Deutschland etc. von deutsch (Parlament etc.) spricht. Aber vielleicht hängt es ja damit zusammen, dass Judäa ja nur eine unter mehreren Provinzen (Bundesländer), neben Samaria, Galiläa ist/ war. Ich kann übrigens sehr gut nachvollziehen, warum gerade Judäa und Samaria als Teil des Königreichs Israel von vor 3000 Jahren den Juden so wichtig ist. Es ist eben Teil ihres ersten Staates.

          • @ Herr Sapir, v2.0, v1 war vermopst :
            Klingt solid.

            MFG
            Dr. W (der im Abgang noch auf diesen Song verweist, der heute natürlich nicht mehr geht, auch seinerzeit Blödsinn war, aber unverstanden)

          • @ Herr Sapir, v2.1, v2-0 war auch vermopst :
            Klingt solid.

            MFG
            Dr. W (der im Abgang noch auf diesen Song verweist, der heute natürlich nicht mehr geht, auch seinerzeit Blödsinn war, aber unverstanden)

          • Wie unschwer aus meinen bisherigen Fragen und Kommentaren herauszulesen ist, bin ich als ein Nachkomme von Juden, die den Holocaust überlebt, aber vor ca. 100 Jahren christlich geheiratet haben, einfach nur interessiert am Schicksal meiner Vorfahren. Ich frage mich dabei immer wieder: Was hat meine jüdischen Vorfahren dazu bewegt, sich zu assimilieren? Aus heutiger Sicht könnte man fast auf die Idee kommen, dass der unbändige Wille der Juden an ihrer jüdischen Herkunft festzuhalten mit Inkaufnahme von 6 Mio. Ermordeten auch das Ende der Naziherrschaft mit bedingt hat. Broder hat sich für diese, meine Sichtweise, dass die Juden so standhaft ihre Identität bewahrt haben und sich nicht alle reihenweise durch Zwangstaufe dem Christentum als Frömmelei unterworfen haben einmal bei mir bedankt. Keiner meiner jüdischen Vorfahren ist konvertiert.
            Dass meine Großeltern (jeweils ein Teil von meiner Mutter und meinem Vater), die beide zu Nazizeiten geheiratet haben, nur einen “Halbjuden/ jüdin) heiraten durften, macht mich sehr traurig. S.H.

          • Wie glaubst du wohl, war es möglich, dass meine Urgroßeltern (einer Jude, der andere Christ m/w) interkonfessionell zur damaligen Zeit ohne Konversion heiraten konnten. Das nannte man abrahamitische Ökumene…
            Die jüdisch-christliche Tradition haben meine (nahen) Vorfahren gelebt, ohne zu konvertieren. Durch Zivilehe… Beide haben jedoch ihre religiösen Traditionen weiterverfolgt… Sie konnten damals um 1910-20 nicht wissen, dass Ihnen und Ihren Kindern das mal ihr Leben rettet…

        • Eine Frage stünde dann nach Klärung der Ethymologie noch aus:
          Warum bezeichnet sich der Staat Israel dann nicht einfach als israel(it)ischer Staat. Das käme doch der ersten Staatsgründung Israels durch Saul am nächsten. Warum also jüdischer Staat?

          • Diese künstliche Differenzierung gibt es auf Hebräisch nicht. Israelitisch entstand als Abweichung vom pejorativ verstandenen jüdisch.

          • Demnach darf ich israel(it)isch als Synonym für Jüdisch verstehen. Richtig?
            Ich denke nur gerade an das Wort “deutsch”. Denn Deutschland ist ja eigentlich auch nicht deutsch. Da gibt es bayerisch, würtembergisch, badisch, thüringerisch, sächsisch, friesisch etc. Wenn ich so drüber nachdenke haben wir “Deutschen” im heutigen Deutschland sehr viel gemein mit den Israeliten, was die “Stammesgeschichte” betrifft. Denn auch Deutschland als heutige Nation ist stammesgeschichtlich entstanden, so wie Israel aus den 12 Stämmen Israels entstanden ist. Mit dem feinen Unterschied, dass die israelische Stammesgeschichte ein “paar Jahre” älter ist. 🙂

          • Richtig. Und wenn man noch weiter darüber nachdenkt, dann erscheint es immer weniger angemessen, “Deutschland” unkritisch, also als gleichbedeutend mit BRD, zu verstehen. Denn es gibt ja auch außerhalb der BRD noch deutsche Stämme.

          • Hm, also die heutige BRD als ein durch die Alliierten (Amerikaner/ Briten/ Franzosen) geschaffener neuer (souveräner) deutscher Staat im Hinblick auf die nationalsozialistische Herrschaft zu diskutieren, halte ich für keine gute Idee. Die Grenzen von 1871 oder gar 1938 stehen wohl nicht zur Disposition, auch wenn das sehr umstritten ist. Die staatsrechtlichen Fragen zum “Deutschen Reich” sind hier übrigens sehr interessant http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsches_Reich (siehe staatsrechtliche Fragen)
            Ein Teil meiner (jüdisch-deutschen) Vorfahren lebte im damaligen Pommern.
            Und ja, es gibt auch viele Disapora-Deutsche. Z.B. Die Deutsch-Russen, von denen gerade nach der Wende viele wieder nach Deutschland in die BRD zurückgekommen sind. Einen habe ich vor kurzem erst in unserem Unternehmen eingestellt. Er stammt aus Kasachstan.

          • Das ist auch überhaupt nicht der Punkt. Vielmehr geht bzw. ging es hier in zahlreichen Blogeinträgen um eine kritische Perspektive auf die *einstaatliche* Vorstellung von Deutschland, die sowohl dem Nationalsozialismus als auch der BRD gemeinsam ist.

          • Deutsche Diaspora kann es im Übrigen per definitionem nicht geben. Wikipedia unterscheidet hier auch strikt zwischen “deutschsprachiger Diaspora und einzelnen deutschen Volksgruppen, Minderheiten, und Emigranten. Deutsche Minderheiten im Ausland können auch Österreicher, Schweizer oder Liechtensteiner sein, „Deutsche im Ausland“ nicht. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Deutsche_Diaspora

          • Natürlich gibt es eine deutsche Diaspora. Das weiß auch die BRD-Gesetzgebung bzw. das “Bundesvertriebenengesetz”. An deinem Beispiel erkennt man, wie die Wikipedia selbst am terminologischen Wirrwarr erstickt.

          • Die einstaatliche Vorstellung des Deutschen Reiches vor 1939 bzw. 1871 steht ja bis heute de jure nicht zur Debatte. (siehe Link).
            Zitat: “1949 hörte das Deutsche Reich zwar unter historischen Gesichtspunkten faktisch, aber keinesfalls de jure auf zu existieren: Die Weimarer Verfassung wurde auch nach der deutschen Kapitulation im Mai 1945 und der Übernahme der Hoheitsgewalt über Deutschland durch die vier Besatzungsmächte nicht offiziell aufgehoben und das Deutsche Reich nicht aufgelöst.”

          • Sie stand noch 1949 zur Debatte (“Deutschland braucht nicht mehr zu entstehen, Deutschland ist!”) und ist auch heute noch Wirklichkeit, umso mehr bis 1990. Aber für Hitler war es tatsächlich so, dass man nicht zwischen dem damaligen Deutschen Reich und Deutschland differenzieren sollte.

          • Wikipedia ist da terminologisch sehr präzise, da sich die korrekterweise “deutschsprachige Diaspora” auf Gebiete des ehemaligen Deutschen Reiches bezieht bzw.wie dort korrekt steht auf eben Deutschsprachige im nicht-deutschsprachigen Ausland (z.B. Russlanddeutsche, Ungarndeutsche, Rumäniendeutsche). Man könnte wieder auf die Idee kommen, dass ebenso wie Juden auch Deutsche in den vielen anderssprachigen Ländern Europas ihre Heimat hatten/ haben.. Wo ist also das Problem von einer “deutschsprachigen Diaspora” zu sprechen im Gegensatz zu deutschen Staatsbürgern im Ausland?

          • Wo besteht denn dann für dich der Unterschied zwischen Deutschland heute und dem Deutschen Reich vor 1939? Die heutigen Grenzen der BRD nach der Wiedervereinigung und dem Zwei-plus-Vier-Vertrag sollten doch wohl Fakt sein und auch bleiben. Reicht schon wenn de fakto 80% der Gesetze nicht mehr in nationalen Parlamenten beschlossen werden, sondern in Brüssel. 🙂

          • Sorry es muss natürlich heißen vor 1938. Denn 1938 wurde ja bekanntlich Österreich “angeschlossen” ans deutsche Reich… Bitte diesen historischen Faux pas zu entschuldigen. Wir wollen ja korrekt bleiben. 🙂

          • Auch im Rahmen der sog. Russlanddeutschen gibt es ähnlich wie im Rückkehrgesetz Israels für die Juden eine Möglichkeit, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten. http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_in_Russland
            “Es gibt heute schätzungsweise (noch) eine halbe Million Russlanddeutsche in Russland, wobei als entscheidendes Merkmal für die Zugehörigkeit zur Gruppe der Deutschen der Eintrag: „Nationalität: deutsch“ in amtlichen russischen Dokumenten gilt. Wer gut genug Deutsch spricht, um leicht in die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland integriert werden zu können, hat die Möglichkeit, nach Art. 116 GG als deutscher Volkszugehöriger anerkannt zu werden. Eine Ausreise nach Deutschland und der Erhalt der deutschen Staatsangehörigkeit bleiben theoretisch möglich.”
            Nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch… Mein neuer Mitarbeiter ist Russlanddeutscher, E. Meißner

          • Liest du nicht richtig? “Wer gut genug Deutsch spricht, um leicht in die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland integriert werden zu können, hat die Möglichkeit, nach Art. 116 GG als deutscher Volkszugehöriger anerkannt zu werden.” Der Herr beherrscht die deutsche Sprache.

            Im Übrigen war dies bei den Juden aus den ehelmaligen GUS-Staaten nach dem Fall des eisernen Vorhangs nicht der Fall. Da hieß es dann: Da kommen ja lauter Russen und keine Juden…. Ja so was aber auch. Was sollten denn die Juden für eine Sprache mitbringen außer russisch? Womöglich noch jiddisch. Meine jüdische Ex-Freundin kam mit 14 Jahren mit der ganzen Familie aus Charkow. Sie hat eine deutsche Realschule besucht und einen Deutschen Pass. Wo ist also das Problem.
            Wenn hier manch ein Türke in der 3. Generation immer noch kein vernünftiges Deutsch spricht, dann ist das traurig genug.
            Und hier kann jeder die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen, wenn er der deutschen Sprache mächtig ist und sich an die laizistischen Gesetze in diesem Lande hält. Das ist in USA oder sonst wo in westlichen Demokratien auch nicht anders.

          • Das bedeutet aber nicht, dass ein Inuit oder ein Russe mit russländischer Staatsangehörigkeit Deutsch lernt und dann “deutscher Volkszugehöriger” wird (früher nannte man das einfach “Volksdeutscher”). Also eben “deutscher” und nicht “deutschsprachiger Volkszugehöriger”.

          • Ich weiß ja nicht, wie Integration in Israel abgeht, nachdem man da die Falaschen (Beta Israel) in einer Nacht-und-Nebelaktion aus Äthiopien ausgeflogen hat. Die sprachen wohl alle hebräisch?? Ach so, die kriegen Verhütungsmittel….Die Aschkenasim, osteuropäische Juden, die tragende Säule Israels, mit ihrer jiddisch-hebräischen Kultur sind diejenigen, die den jüdischen Staat tragen. Wieviele russische (1 Mio.) Einwanderer in Israel beherrschen eigentlich hebräisch?? Mal von der zweiten Generation abgesehen? Es wird Zeit, dass ich mal Urlaub in Israel mache, um mir mein eigenes Bild von diesem Multi-Kulti zu machen..:-)

          • Die Beherrschung der Landessprache ist kein Kriterium in Israel, übrigens auch nicht in Deutschland, es sind zahlreiche Russlanddeutsche aufgrund anderer Kriterien gekommen.

          • “Und damit sind auch deine anderen Fragen beantwortet.”

            Ne, die anderen Fragen sind damit nicht beantwortet!! Du machst eben deine Volkszugehörigkeit ethnisch und rein biologisch fest, aber nicht kulturell-soziologisch. Diesen Humbug hatten wir schon mal im “Deutschen (dritten) Reich”.

            Deutschland definiert sich nicht mehr (ausschließlich) ethnisch. Jus sanguine (Blutsrecht). Sondern nach französichem Vorbild (jus soli)… Mit dem kleinen Unterschied, dass man zumindest der deutschen Sprache mächtig sein muss. Bzw. das Erlernen selbiger die Grundvoraussetzung der deutschen Staatsbürgerschaft ist + die deutsche Verfassung=Grundgesetz akzeptiert.

            Den Grün-Rot-Roten Mist vom “Alle Menschen sind gleich und habt Euch doch alle lieb” kann man sich getrost in die Haare schmieren.

            Der ISLAM gehört NICHT zu Deutschland, wie ein Ex-Bundespräsident mal fälschlicherweise von sich gegeben hat… Aber das ist wohl heute auch “Staatsräson”….. Ich rede übrigens nicht von allen. Aber ich habe da schon persönlich Dinge erlebt… Man darf das nur nicht zu laut ausprechen, weil man dann ja gleich in die “falsche Ecke” gedrängt wird.

            Beispiel: “Wenn du dein Kopftuch vielleicht abnimmst, dann bekommst du auch einen Job”…. Was du privat machst interessiert mich nicht.

            So frei nach dem Motto: Wenn Sie sich mal ordentlich rasieren und waschen, dann bekommen Sie auch einen Job (Kurt Beck zu einem Hartz IV-Demonstranten)

            JA, auch in Deutschland gibt es eine Leitkultur!! Und dieser grüne Multi-Kulti-Zinnober geht mir auf die Eier.

            Vor allem diese schwarz verkleideten Burka-Tanten in der Münchner Innenstadt mit ihren fünf Kinderwagen…. 😉

          • Zitat: “Das bedeutet aber nicht, dass ein Inuit oder ein Russe mit russländischer Staatsangehörigkeit Deutsch lernt und dann “deutscher Volkszugehöriger” wird (früher nannte man das einfach “Volksdeutscher”). Also eben “deutscher” und nicht “deutschsprachiger Volkszugehöriger”.

            Früher ja…. heute kann jeder auf der Welt, ob Russe oder Inuit “Volksdeutscher” werden, wenn er die Kriterien der Einbürgerung erfüllt….

            Das ist ähnlich wie der Giur im jüdischen… nur mit dem Unterschied, dass sich in Deutschland damit nicht Rabbinatsgerichte auseinandersetzen, wer Jude ist und wer nicht, sondern religiös unabhängige Gerichte und Asylämter….

            Darin liegt der Unterschied. Wobei wir wieder beim Ausgangpunkt, weit oben in diesem Thread, wären, nämlich der Frage nach der Zivilehe in Israel… Denn diese blieb auch unbeantwortet.

          • Zitat: “Die Beherrschung der Landessprache ist kein Kriterium in Israel, übrigens auch nicht in Deutschland, es sind zahlreiche Russlanddeutsche aufgrund anderer Kriterien gekommen.”

            Dass das kein Kriterium in Israel ist, weißt du sicherlich besser als ich…
            Ich weiß nur, dass in Deutschland niemand den Deutschen Pass bekommt, wenn er nicht mindestens die deutsche Sprache beherrscht…
            Sollte jemand aufgrund seiner Herkunft von einem deutschen Vater und/ oder Mutter anstammen, so kann man im Hinblick auf die sehr junge deutsche Geschichte davon ausgehen, dass die Eltern Deutsch gesprochen haben. Bei manchen Russlanddeutschen ist bzw. war das in der Tat nicht immer der Fall. Deswegen eben auch die Einschränkung:

            “Wer gut genug Deutsch spricht, um leicht in die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland integriert werden zu können, hat die Möglichkeit, nach Art. 116 GG als deutscher Volkszugehöriger anerkannt zu werden”

            Im Übrigen habe ich mich mal mit meiner ehemaligen franzöischen Freundin über das jus soli und das jus sanguine gestritten.. In Frankreich ist schon länger derjenige Franzose, der auf französischem Territorium geboren wurde, unbahängig davon, ob er kulturell-sprachlich etwas mit Frankreich/ den Franzosen zu tun hat oder nicht (soweit ich weiß gilt gleiches Recht auch in USA)…. In Deutschland hat man sich auf eine Mischform (im Sinne eines Konsens, wie es unserer Kultur entspricht) geeinigt. Manche Errungenschaften sollten allerdings nicht noch weiter verwässert werden…. Französische Verhältnisse möchte auch ich hier nicht haben…(muslimische Banlieues von Magrebinern aus den französischen Kolonien) irgendwo hat die Tolerranz auch ihre Grenzen..

          • Ja, Yoav, die Politik versagt hier auf allen Breiten und das nicht nur seit gestern. Dass bestehende Gesetze immer wieder aus Mitgefühl und weiß der Kuckuck noch alles einfach ignoriert werden, steht auf einem anderen Blatt Papier. Schily war damals, 2001 unter Schröder Minister.. War das nicht die Rot-Grüne-Regierung, die uns Deutschen diese Hartz IV-Masche eingebrockt hat….
            Länger schaut sich der Deutsche Michel dieses Multi-Kulti sowieso nicht an…
            Ich bin aber überzeugt. dass die Russlanddeutschen hier mittlerweile sehr gut integriert sind, bis auf ein paar Idioten, die es auch unter “Bio-Deutschen” gibt…. Das größte Integrationshindernis sind viele muslimische Mitbürger, die mit unserer Werteordnung ziemlich wenig anfangen können…
            Der Sarrazin hat mit seinen Thesen nicht ganz unrecht… Auch wenn er mit seinem “jüdischen Gen” ein wenig über das Ziel hinausgeschossen ist…
            Aber im Grunde hat er Recht….. Ich kann das als ehemaliger Lehrer bestätigen..

            P.S.: Alle meine jüdischen Freunde aus der Ukraine/ Russland sind hier nach einigen Jahren Durststrecke bestens integriert. Meine jüdische Freundin ist Apothekerin….. Shalom

          • Demnach kann man auf viele “Russlanddeutsch” nach Generationen in Russland das gleiche formulieren, wie für Juden aus Russland…
            Oh Schreck da kommen ja keine Deutschen (Juden), da kommen ja Russen…

            Wobei: Eines muss man bei jeglicher Antipathie gegen den russisch-patriotischen Nationalismus schon auch mal sagen…:

            Die russischen (auch ukarinischen) Frauen sind eine Augenweide… 🙂

            In USA heißt die Ethnie des weißen Mannes/ der weißen Frau übrigens caucasin (kaukasische Rasse)….. lol

  5. Ich fasse übrigens deinen Vergleich BRD/ DDR und Israel/ Samaria/ Judäa (Westjordanland) nochmals zusammen:

    Das deutsche Volk (näheres siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche) / die deutsche Nation (http://de.wikipedia.org/wiki/Heiliges_R%C3%B6misches_Reich) wurde mit der Ausrufung der ersten deutschen Republik (res publica) im Jahre 1918 (Weimarer Republik) konstituiert.

    Die nach dem 2. Weltkrieg und der damit verbunden Kapitulation des Deutschen Reiches vollzogenen Aufteilung in die Westzone (westliche) Alliierte und die Russen (SBZ) ist rein ideologischer Natur (West-Ost-Konflikt bzw. Demokratie/Kapitalismus-Sozialismus/ Kommunismus)

    Im Grundgesetz der BRD war die Einheit des ursprünglichen deutschen Volkes (Weimarer Republik) verankert. Mit anderen Worten die DDR wurde im Grunde genommen zwar als Staat international anerkannt, aber nicht die “Einheit des Deutschen Volkes” auf seinem Territorium….

    Das ganze war bekanntermaßen eine ideologische Auseinandersetzung zwischen der Wertevorstellung des Westens (USA et. al.) und der Kommunisten auf der anderen Seite… (das Feindbild Russland – bis heute)….

    Nun zur Analogie Israel – Westjordanland……

    Juden haben seit ca. 2000 Jahren keinen eigenen Staat mehr in Israel…

    Araber haben dieses Land die letzten 2000 Jahre besiedelt, wenn auch ohne eigenen Staat (Protektorat Palästina unter den Briten)… Im Westjordanland leben keine “Landsleute”, wie dies in der DDR der Fall war, dort wurden nach dem Mauerbau Familien gleicher Herkunft voneinander getrennt. In Israel geht es in einer ethnisch-religiöse Auseinandersetzung darum, wem das Land denn gehört (nach israelischer Auffassung den Israeliten – Königreich David) … Diese Frage stellte sich in Bezug auf BRD/ DDR nie…die Deutschen waren in der DDR da (im Westjordanland waren/ sind Araber)

    Ein Vergleich zwischen BRD/ DDR (politische Systeme Ost/ West) und Israel (Ostjerusalem/ Westjordanland) entbehrt jeglicher Grundlage, da es hier nicht um politisch-ideologische Auseinandersetzung zwischen Kapitalismus und Kommunismus geht, sondern um eine ethnisch-religiöse Auseinandersetzung zwischen zwei Volksgruppen (Juden und Arabern)…
    Ich wüsste nicht, dass die DDR von Russen besiedelt war…. Das hätte dem ganzen Konflikt noch die Krone aufgesetzt…

    Hinzu kommt noch, dass die neue Staatsgründung Israels in den Grenzen der UNO (als letzter Ausweg nach dem Holocaust) die Interessen der dortigen Bevölkerung der Araber zu berücksichtigen hatte…. was wie gesagt Jahre vor den Kriegen bereits von den Briten aus egoistischen Gründen vermasselt wurde… Deutschland hat einen Krieg verloren… da bestand schon ein Deutsches Reich… Israel hat einen Staat gegründet, und erst dann Krieg geführt… Jeglicher Vergleich BRD/ DDR mit Israel/ Palästina (Samaria/ Judäa) ist, wenn man nicht gerade das Königreich Israel von vor 3000 Jahren bemüht ein netter Versuch Geschichte zu verkürzen…

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